EROTIK IM ANTIKEN GRIECHENLAND
Die antike griechische Kultur ist eine männlich dominierte. Dies zeigt sich unter anderem auf dem Gebiet der Bildung. Mädchen erhielten, im Gegensatz zu den Jungen, lediglich eine sehr elementare Erziehung, also Kenntnisse im Lesen und Schreiben. Diese Aufgabe nahmen in der Regel die Mütter wahr. Eine wissenschaftliche Ausbildung war undenkbar, und es wird in antiken Quellen häufig betont, dass der Frau von Natur aus nur ein begrenztes Maß an Klugheit zugedacht worden wäre. Das Leben der Frauen war auf den häuslichen Bereich beschränkt, was jedoch nicht zwangsläufig bedeutet, dass dem weiblichen Geschlecht keine Wertschätzung entgegengebracht wurde. Was heute unter dem Begriff der Galanterie zusammengefasst wird, darf aber vom griechischen Mann nicht erwartet werden. Versteht man darunter die bewusste Huldigung des Weibes lediglich ihres Geschlechts wegen, wird man im griechischen Altertum vergeblich danach suchen.
Das Geschlechterverhältnis wird deutlich, betrachtet man eine Passage aus der Odyssee, in der die auf den Ehemann - also Odysseus - wartende Penelope Beachtung findet. Mit welcher Treue harrt sie des viele lange Jahre abwesenden Gatten, mit welchem Unmut sieht sie ihre Ohnmacht gegen das im Hause wüstende und schlemmende Unwesen der Freier? Wie staunt sie über die Wandlung ihres Sohnes Telemachos, der vom Knaben zum mündigen Jüngling heranreift; sie staunt, aber sie bescheidet sich, wenn ihr der Sohn zuruft:
"Aber gehe nun heim, besorge deine Geschäfte,
Spindel und Webstuhl, und treib in beschiedener Arbeit
Deine Mägde zum Fleiß! Die Rede gebühret den Männern,
Und vor allem mir; denn mein ist die Herrschaft im Hause."
Staunend kehrte die Mutter zurück in ihre Gemächer
Und erwog im Herzen die kluge Rede des Sohnes. Trotz ihrer hohen sozialen Stellung fügt sie sich dem Sohn, der während der Abwesenheit des Vaters das Oberhaupt der Familie darstellt. Ohne Widerrede nimmt sie ihre Rolle als Frau und Mutter wahr. Die "ideale" Frau ordnete sich der Männerwelt unter und entbehrte jeder Koketterie und Eitelkeit. Sie zeigte sich nicht ohne Begleitung eines "Gynaikomos", also einer älteren männlichen Vertrauensperson des Hauses, in der Öffentlichkeit. Erst, wenn die Frau ein gewisses Alter erreicht hatte und als Mutter und nicht als Gattin betrachtet wurde, genoss sie größere Freiheiten.