SELBSTBEFRIEDIGUNG

Onanie/ Masturbation: Die Selbstbefriedigung galt als natürliches Bedürfnis, das nicht unter Strafe gestellt wurde. Bei ihrer gesunden und ehrlichen Auffassung des Geschlechtlichen hielten die Griechen die Masturbation nicht für ein "abscheuliches Laster", sondern für ein durchaus natürliches, das heißt von der Natur selbst eingerichtetes Ventil, dazu bestimmt, bei fehlender Möglichkeit normalen Verkehrs allzu hohe sexuelle Spannung wohltuend auszugleichen und dadurch das harmonische Gleichgewicht wiederherzustellen. Trotzdem wurde gemahnt, Maß zu halten, denn freilich mochten Ausartungen und Übertreibungen nicht selten vorkommen. So können wir aus einer Stelle des Juvenal entnehmen, dass Schulknaben die allzu große Öde einer Unterrichtsstunde sich durch das Spiel ihrer Hände unter der Schulbank zu versüßen wussten. Dass Onanieren in der Öffentlichkeit nicht alltäglich, aber kein Stein des Anstoßes war, beweist eine Begebenheit des als eigentümlichen Herrn bekannten Diogenes von Sinope, der sich nicht scheute, am helllichten Tage auf offenem Markte mit eigener Hand sich sexuelle Entspannung zu verschaffen. Auf die Frage der verwunderten Zuschauer, weshalb er sich so verhalte, meinte dieser lediglich: "Ich wünschte, ich könnte auch meinen Bauch so reiben, dass ihm der Hunger verginge."

Hockender Silen. Schwarzfiguriges Vasenbild. 6. Jahrh. v. Chr.

Die weibliche Selbstbefriedigung wurde sicher nicht weniger häufig betrieben, spielt aber in den erhaltenen Quellen eine untergeordnete Rolle. Dass sich die Mädchen gern einer Möhre bedienten, ist aus einer bekannten Stelle des Aristophanes überliefert. Ungleich größerer Beliebtheit erfreute sich beim weiblichen Geschlechte, wenn die sexuelle Spannung einen Ausgleich verlangte, der Olisbos. Dies war ein künstlicher Penis, der aus verschiedenen Stoffen, meist aus Leder, auf das natürlichste nachgemacht war.